Und manchmal darf der Hund bleiben, wie er ist.

Über gesellschaftliche Anforderungen und eigene Wünsche.


Peter ist ein Kunde von mir, den ich sehr gerne mag. Letzte Woche haben Peter und ich uns aber trotzdem getrennt. Das heißt, wir werden das gemeinsame Training nicht weiter fortsetzen.

Dass sich Hundetrainer und Kunden trennen, kommt manchmal vor. Vielleicht, weil die Atmosphäre nicht stimmt oder man unterschiedliche Trainingsphilosophien verfolgt. Aber so war es bei Peter und mir nicht. Wir haben Schluss gemacht, weil wir uns einig waren, dass sein Hund Beppo bleiben darf, wie er ist.

Beppo ist eine ziemlich coole Socke. Geht so mäßig ordentlich an der Leine, geht so mäßig ordentlich ohne Leine und kommt so mäßig ordentlich zurück.

Jetzt war es so, dass die Tochter von Peter aber fand, dass da doch eigentlich mehr gehen müsste. Denn Hunde sollten ihrer Meinung nach akkurat funktionieren. Also hat sie Peter zum Einzeltraining angemeldet um aus „mäßig“ ein „außerordentlich gut“ zu machen.

Der liebe Peter und ich hatten uns also getroffen und an den Dingen gearbeitet, die verbessert werden sollten.

In Stunde 5 hatte ich dann eine Frage nochmals gestellt, die ich ganz am Anfang schon mal losgelassen hatte. Nämlich: „Peter, sind die Ziele, die wir vereinbart hatten, auch die, die Du hast oder machen wir das alles, damit Katharina zufrieden ist?“. Ihr könnt Euch vorstellen, was die Antwort war.

Wir hatten also vier Stunden für das Ziel einer anderen Person trainiert.

Peter war nämlich vollkommen zufrieden mit Beppo. So hatten wir uns also entschlossen, dass Beppo bleiben darf, wie er ist.

Und ich glaube, dass solche Geschichten in ähnlicher Form häufiger passieren.

Ich habe ganz oft das Gefühl, dass Menschen Erwartungen an ihren Hund stellen, die nicht die eigenen sind, sondern von außen kommen.

Das muss gar nicht immer so sein, dass irgendjemand gesagt hat „Hey, pass mal auf, ein Hund muss -ich erfinde was- sofort ins Sitz fliegen, wenn Du es sagst. Ganz häufig ist es nämlich eher so, dass wir das nur vermuten.

Nur weil der Hund des Nachbarn sich sofort hinsetzt, wenn Herr Nachbar stehen bleibt, heißt das doch nicht, dass unser Hund das auch tun muss. Nur weil der Aussie drei Hauseingänge weiter die Wünsche seiner Besitzerin erahnt, heißt das doch nicht, dass unser pubertierendes Samojeden-Mädchen das auch machen muss.

Hunde sind verschieden, Menschen sind verschieden und so dürfen auch die Wünsche und Anforderungen an einen Hund verschieden sein.

Macht Euch frei, von vermeintlichen Anforderungen der Gesellschaft und nehmt Euch stattdessen die Freiheit, selbst zu überlegen, was EUER Hund können soll. Nur dann können wir das unseren Hunden auch mit der dafür notwendigen inneren Haltung vermitteln.

Selbstverständlich gibt es Dinge, die ein Hund gelernt haben soll. Diese sind aus meiner Sicht:

  • Niemandem schaden
  • Niemandem auf die Nerven gehen
  • Kurz: Das Leben von anderen Menschen oder Tieren nicht negativ beeinflussen

Habe ich also zum Beispiel einen Hund, der beißt, dann halte ich es für sehr angebracht, dieses Problem zu beheben.

Habe ich einen Dauerkläffer (Ich möchte kurz an Erna erinnern, ihre Geschichte kannst Du hier lesen (KLICK!)), sollte ich daran arbeiten, wenn mir das Glück einer einsamen Hofstelle verwehrt ist.

Kommt mein Hund auf mein Kommando nicht zuverlässig zurück, dann sollte er nicht dort freilaufen, wo er andere belästigt oder gefährdet. Möchte ich aber, dass mein Hund Freilauf hat, ja dann arbeite ich an seinem Rückruf.

Man mag sich jetzt die Frage stellen, ob denn das Freimachen von (empfundenen) gesellschaftlichen Erwartungen die Notwendigkeit der Erziehung eines Hundes ad absurdum führt? Mit Nichten. Denn Hunde, die das Leben eines anderen nicht negativ beeinflussen, sind meistens sehr gut erzogen, aber wenig dressiert 😊

Wenn Du Lust hast, an der Erziehung zu arbeiten, dann komme vereinbare gerne eine Stunde in meiner Hundeschule am Starnberger See. Ich freue mich!