Wahrscheinlich hast Du die Erfahrung auch schon gemacht: Dein Hund ist vor dem Spaziergang so aufgeregt, dass Du ihn erstmal ein paar Runden übers Feld rennen lassen musst, ehe er überhaupt ansprechbar ist.
Für uns Menschen fühlt sich das zunächst richtig an: Unser Hund soll erstmal in Ruhe Dampf ablassen können, dann klappt alles viel besser.
Dem Hund zu ermöglichen, erst einmal „Dampf abzulassen“ ist wie Vorglühen vor einer Party
Ich vergleiche dieses „erst einmal Dampf ablassen müssen“ gerne mit dem Vorglühen vor einer Party. Ist man schon leicht angesäuselt, fallen Gespräche plötzlich viel leichter und man startet das Fest beschwingter. Man hat sich sozusagen schon in eine gewisse Stimmung gebracht.
Ob das nun für Menschen richtig oder falsch ist, das darf dahingestellt bleiben – es dient ja nur als Vergleich.
Was wir aber tun, wenn das erste, was wir unserem Hund erlauben, das Lospreschen ist, ähnelt dem Vorglühen: Wir bringen ihn in eine andere Stimmung.
Fraglich im Fall Hund ist allerdings, ob wir diese Stimmung haben wollen.
Zweifelsohne findet unser Hund das Lospreschen mega cool. Damit machen wir uns aber ein bisschen überflüssig: Denn das erste, was in seinem Kopf ist, sobald wir das Auto abstellen ist der Gedanke ans Rennen. Und nicht der Gedanke an uns.
Es soll ja Hundehalter geben, denen vor lauter aufgeregtem Bellen und Springen ihres Hundes Schuhe anziehen kaum möglich ist
Diese Erwartungshaltung und die damit einhergehende hohe Erregungslage verlagert sich meistens nach vorn. Das heißt: Unser Hund fängt eventuell schon an zu fiepen und aufgeregt zu sein, wenn wir nur in Richtung Gassistrecke fahren. Eventuell zeigt er diese Aufregung auch schon zu Hause, wenn wir die Gassi-Jacke anziehen.
Es soll ja Hundehalter geben, denen vor lauter aufgeregtem Bellen und Springen ihres Hundes Schuhe anziehen kaum möglich ist. Das hat etwas mit der Erwartungshaltung der Hunde an viel Aufregung auf dem Spaziergang zu tun.
Wenn nun aber der erste Gedanke des Hundes beim Gassi dem Rennen und Toben gilt und nicht uns, wie können wir denn dann erwarten, dass er seine Präferenz zu Gunsten unseres Rückrufes direkt aufgibt?
Starte den Spaziergang lieber in Ruhe
Deshalb ist es entscheidend, dass wir unsere Spaziergänge zunächst mal in Ruhe und konzentriert starten. Weil wir mit dieser guten Verbundenheit zwischen uns Menschen und unserem Hund schon ein ganz wichtiges Band knüpfen. Und dieses Band reicht dann bedeutend besser über die Distanz, als wenn wir den Kofferraum aufmachen und unseren Hund losrennen lassen.
Das heißt konkret
Probiere es mal aus. Wenn wir den Spaziergang mit unserem Hund quasi „Hand in Hand“ beginnen, sind wir, wenn er dann in den Freilauf geschickt wird, noch viel präsenter in seinem Kopf vertreten und die Wahrscheinlichkeit, dass unser Rufen mehr ist als ein störendes Rauschen im Gehirn unseres Hundes ist deutlich erhöht.